Notgeldscheine

Warum gab es Notgeld?

Die Möglichkeit Notgeld zu drucken hatte die Reichsbank schon zu Beginn des Ersten Weltkriegs eröffnet. Weil im Sommer 1914, mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges, immer mehr Menschen begonnen umlaufenden Gold- und Silbermünzen zu horten begannen, wurde Münzgeld knapp. Die Lage spitzte sich zu, als 1916 auch die Nickelmünzen aus dem Geldumlauf verschwanden. Das Metall wurde dringend in den Schmelzöfen der Rüstungsindustrie gebraucht. Städte und Banken, aber auch Unternehmen und Handelskammern begannen deshalb Ersatzgeld zu drucken.

Anfangs stießen diese Scheine auf erhebliche Skepsis der Empfänger. Als sich aber heraus stellte, dass dieses Notgeld als gängige Münze zumindest innerhalb der jeweiligen Region anerkannt wurde, schwanden die Vorbehalte.
Zwischen 1914 und Dezember 1923, dem Ende der Inflation, waren neben den regulären Banknoten mehr als 100 000 verschiedene solcher Notgeldscheine im Umlauf. Doch schon lange nicht mehr konzentrierte sich deren Druck auf Ersatzgeld für kleine Scheidemünzen. Die galoppierende Inflation in der zweiten Jahreshälfte 1923 verlangte nach Scheinen mit immer höheren Werten. Mussten im Mai 1923 für einen Dollar 65,12 Mark bezahlt werden, waren es 4,2 Billionen Anfang Dezember 1923. Die Inflation steuerte immer neue Rekorden an. Schon seit November dieses Jahres, so wird zuverlässig überliefert, arbeiteten 30 Papierfabriken und 150 Druckereien Tag und Nacht zur Befriedigung unglaublichen Bedarfs an immer höheren Geldscheinen.

Notgeldscheine wurden im Rheingau herausgegeben von der Kreisverwaltung, sowie den Städten Lorch und Eltville. Außerdem gab es zumindest in Lorch während der Inflation Firmennotgeld vom "Verein für chemische Industrie AG".

© Klaus-Peter Dietel