Rheingau Belege

Belege aus Eltville

Ortsverkehr der Post

Die beiden nachfolgenden Abbildungen zeigen eine Postkarte und einen Brief, die beide eine philatelistische Besonderheit darstellen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie mit Marken des niedrigsten Wertstufe frankiert sind, die je eine deutsche Postanstalt in der Mark-Währung herausgegeben hat.

© Dietel

Der Brief zeigt die 2-Pfennig-Marke der Dauerserie Krone/Adler von 1889. Diese Briefmarke hat eine besondere Geschichte:

Als die Deutsche Reichspost am 1. April 1900 für Postkarten einen Ortstarif einführte (statt 3 nur noch 2 Pfennig), musste kurzfristig eine entsprechende Briefmarke her. Am 29. März 1900 kam sie an die Postschalter. Aber eigenartigerweise ließ die Post nicht die neue Germania-Marke, die seit dem 1. Januar 1900 die Dauerserie Krone/Adler abgelöst hatte drucken, sondern wählte die alte Dauerserie für den niedrigen Wert aus. Erst am 4. Juli des gleichen Jahres erschien auch die Germania-Marke mit der Wertstufe 2 Pfennig. Der Haken bei dem abgebildeten Brief ist nur, dass der 2-Pfennig-Tarif im Ortsverkehr für nur für Postkarten galt. Briefe innerhalb einer Stadt konnten zwar auch ermäßigt zu einem Ortsverkehrtarif versendet werden – in der Bundesrepublik bis zum 28. Februar 1963, in Berlin sogar bis zum 31. März 1991. Die abgebildete Sendung war jedoch ein Brief. Deshalb musste der Empfänger, wie die blaue 5 auf dem Umschlag zeigt, eine Nachgebühr bezahlen.

Richtig frankiert war dagegen die Postkarte, die unsere zweite Abbildung mit der 2-Pfennig Germania-Marke zeigt. Auch sie ist aus zwei Gründen philatelistisch interessant. Einmal, weil der ermäßigte Gebührensatz für Postkarten im Ortsverkehr nur bis zum 30. Juni 1906, mithin also nur etwas über sechs Jahre lang galt. Zum zweiten, weil derartige Sendungen in kleinen Städten wie Eltville nur sehr selten verschickt wurden. Zwei Pfennig besaßen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg eine beachtliche Kaufkraft. Da steckte man in der Regel seine Mitteilung statt in den Briefkasten der Post gleich in den des Empfängers.

© Dietel
© Klaus-Peter Dietel

Zur 2 Pf Marke gibt es auch folgende interessante Ansichtskarte aus dem Jahr 1908. Offensichtlich wurde der Abschied von der 2 Pf Portostufe als ein einschneidendes Ereignis empfunden. Die Karte vom Verlag Carl Weber, Stuttgart ist auf der "Vorderseite" auch als Protest Postkarte deklariert. Es handelt sich um eine Ganzsache mit der 2 Pf Germaniamarke, abgestempelt am 31. März 1908 in Braunsbach. Es scheint so, dass durch Zudruck in schwarzer Farbe die ursprüngliche Karte verändert wurde. Interessant ist auch die "Rückseite" (Bildseite). Die Abbildung ist vieldeutig. Im mittleren Teil soll möglicherweise auf die Kaufkraft von 2 Pf Bezug genommen werden: Der Bayer trägt in den Händen 1 Maß Bier oder eine Rübe. Die rechte Abbildung zeigt einen typischen Baden-Württenberger; links ist ein Berliner dargestellt.

© Bartko-Reher Berlin www.ansichtskartenversand.com

Insgesamt zeigt diese Ansichtkarte auch eine sehr schöne Verbindung zwischen Philatelie und Philokartie.

© Heinz-Dieter Molitor

Aus einem Nachlass sind interessante Belege aus Eltville aufgetaucht. Sie betreffen eine Werbeaktion mit Beitrittserklärungen als passives Mitglied des Kath. Kirchenchors "Cäcilia" im Jahr 1950. Die Höhe des monatlichen Beitrags war offensichtlich freigestellt.

© Heinz-Dieter Molitor

Es handelt sich um vorgefertigte und gefaltete Abschnitte, die an die amtierende Schriftführerin Frl. Margarete Scharhag zurückgesandt wurden. Insgesamt sind 11 solcher Belege vom 23. Januar bis 24. Februar 1950 erhalten geblieben. Sie dürften das Ergebnis einer außerordentlichen Werbeaktion des Kirchenchors gewesen sein. Ihren Beitritt erklärten folgende Personen:

Katharina Bär, Kirchplatz 2 0,50 DM
Anton Stein, Kiliansring 0,50 DM
Ursula Schmitt, Rheinstraße 4, Erbach 1,00 DM
Lis und Ilse Schwertl, Taunusstraße
Dr. Best, Schwalbacherstr. 3,00 DM
Anna Dillmann, Schwalbacherstr. 0,50 DM
Karl Hermanns, Schwalbacherstr. 42 0,50 DM
Katharina Faust, Gartenstraße 0,50 DM
M. und K. Pürner, Crevestr. 10 1,00 DM
Wilh. Cratz, Rheingauerstr. 12,00 DM/Jahr?
Jos. Hoehl, Firma Carl Hoehl 1,00 DM
Franziska Sekerich, Gutenbergstraße 3,00 DM/Jahr


© Heinz-Dieter Molitor

Belege aus Oestrich

Thurn + Taxis 1861

Schöner so genannter Damenbrief (109x60 mm)aus Oestrich an den Amtsapotheker Ph. Simon in Eltville. Frankiert mit 1 Kreuzer der Michel 20 (7. Ausgabe) und entwertet mit Vierkreisstempel 200 für Oestrich. Zusätzlich der Ortsstempel von Oestrich vom 5. Mai.

© H.-D. Molitor

Ankunftstempel Eltville auf der Rückseite. Rotes Siegel mit Initialen "AD". Welche geheimnisvolle Dame sich wohl dahinter verbirgt? Leider ist der Inhalt des Briefchens nicht erhalten geblieben, der darüber weitere Auskunft hätte geben können.

© H.-D. Molitor © H.-D. Molitor

Belege aus Rüdesheim

Dienstpost des Staatlichen Gesundheitsamtes Rüdesheim vom 20.12.1943

Das Schreiben ist an alle Apotheker des Kreises gerichtet, so auch an den Apotheker Grandjean in Geisenheim. Es enthält die Weisung an eine bestimmte Person (Name von Redaktion geschwärzt) in Johannisberg keine rauschgifthaltigen Medikamente oder Schlafmittel jedweder Art abzugeben. Die betreffende Person war wohl rauschgiftsüchtig oder medikamentenabhängig. Wie man sehen kann schon ein Problem zur damaligen Zeit. Es gab wohl einen aktuellen Anlass für die schriftliche Anweisung, denn das Verbot bestand offensichtlich schon seit dem 28.8.1941. Vermutlich war es nicht mehr beachtet worden. Bei der Apotheke handelte es sich um die Sonnenapotheke im Burggraben 3a in Geisenheim.

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Belege aus Stephanshausen

Die Nachnahme vom 31. Juli 1894 über 6 Mark ging an die Bürgermeisterei von Stephanshausen. Absender war der "Rheinische Kurier" in Wiesbaden, der auf diese Weise die Kosten für ein Inserat, die Jagdverpachtung betreffend, kassierte.

© Heinz-Dieter Molitor

Auf der Rückseite findet sich der Ankunftsstempel in Johannisberg und ein handschriflticher Vermerk des Bürgermeisters an den Gemeinderechner:

Sechs Mark der Gemeindekasse zur Auszahlung.
Stephanshausen, den 1. August 1894
Lietz Bürgermeister

Bürgermeister in Stephanshausen war zu diesem Zeitpunkt Franz Lietz. Er war Gastwirt der Gaststätte "Zum Kühlen Grund" in der Ortsmitte wo auch die Posthilfsstelle untergebracht war.

© Heinz-Dieter Molitor

© Heinz-Dieter Molitor

Geschäftsbrief von Walter Meckel an den Magistrat der Stadt Hochheim am Main.

Poststempel Oestrich vom 25.7.1958 mit zusätzlichem Landpoststempel von Stephanshausen.

Walter Meckel betrieb eine Reparaturwerkstatt im heutigen Schulgraben 10. Er hatte den Betrieb, eine Kunstschmiede, 1952 von seinem Vater übernommen und bis zu seinem Tode 1978 geführt. Neben der Reparatur von Fahrzeugen befasste sich Walter Meckel mit der Entwicklung von Tropfbewässerungssystemen, die er erfolgreich an Winzer sowie Obst- und Gemüsegärtner verkaufte.

© Heinz-Dieter Molitor